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Bieberehren


In Bieberehren trafen möglicherweise von der Schlacht von Königshofen am 2. Juni abreitende Bauern-Hauptleute, u.a. Georg Metzler, auf die - verspätet anmarschierende - Streitmacht der Rothenburger Landwehr, also die militärisch gut ausgebildeten und bewaffneten Bauern des Ohrenbacher und des Brettheimer Haufens.


Der Haufen hatte zunächst die Flanke gegen den Ansbachischen Markgrafen Kasimir zur Unterstützung der Aischgrunder Bauern gesichert. Nachdem diese in Richung Würzburg abmarschiert waren (und von dort auf Königshofen und dabei bei am 4. Juni 1525 Ingolstadt vom bündischen Heer aufgerieben wurden), sammelten sich die Rothenburger Bauern am Endseer Berg und wollten nun in die Schlacht ziehen.

Die Verspätung der Rothenburger Bauern, wahrscheinlich ein Haufen von bis zu 4000 Mann, war für den Ausgang der Schlacht auf dem Turmberg mitentscheidend. Mit dem Ohrenbacher und Brettheimer Haufen wäre ein Kampf erprobter Kern erfahrener Krieger vorhanden gewesen, der auch militär-strategische Aktionen hätte durchführen können.
Nachdem von der Schlacht Flüchtende den Haufen der Rothenburger Landwehr von der Niederlage informiert hatten, kehrte dieser ohne Feindkontakt mit der bündischen Armee wieder in das Rothenburger Gebiet zurück.

Deshalb nahmen die Rothenburger Landwehrbauern weder an de Schlacht vom 2. Juni noch an der vom 3. Juni bei Ingolstadt / Sulzdorf teil. So blieb zum Ärger des Adels gerade der Haufen, der im Fränkischen den Bauernaufstand als erstes verursacht von den großen Katastrophen und menschlichen Lebensverlsuten - vorerst - verschont: "und kam also derselben schelmen keiner mer hinauß nach sunst in ainiche schlacht." (Thomas Zweifel)

Mit diesem Anmarsch des Haufens der Rothenburger Landwehr ergibt sich aber auch das Paßstück, das erklärt, warum ein Teil der Bauernhauptleute vorzeitig vom Turmberg aufgebrochen ist. Auch die eingeschlagene Richtung nach Bieberehren spricht dafür, daß die Bauernhauptleute die aufgemahnten, aber bisher noch nicht in Königshofen eingetroffenen Bauern der Rothenburger Landwehr zur Verstärkung heranführen wollten. Daß möglicherweise Georg (Jörg) Metzler unter ihnen war, dafür spricht zum einen, daß ja auch ein Teil der Ohrenbacher Bauern am Aufstandsbeginn der Odenwälder / Schüpfer Bauern in Unterschüpf dabei gewesen war. Zudem hatte Metzler auch keine militärischen Führungsqualitäten, die in einem bewaffneten Kampf zum Tragen hätten kommen können. Daß die Hauptleute aufgrund der Schwäche des in Krautheim und Königshofen angesammelten Haufens dringend nach Verstärkung Ausschau hielten, ist verständlich. Durch den Zeitdruck der Ereignisse blieb ihnen wohl auch nur der überstürzte - als Fluchtversuch fehlinterpretierte - Aufbruch vom Turmberg übrig.

Literatur:
H. W. Bensen, Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken, 1840; Thomas Zweifel, in Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges aus Rothenburg an der Tauber, herausgegeben von Franz Ludwig Baumann, Stuttgart 1878.





Steinkreuz 1525 - Hammerlitzen


Das sagenumwobene Kreuz (1525) bei der alten Steinachbrücke - Text von Hendrik Beierstettel im inzwischen eingestellten Webfotoforum www.panoramio.com


Das relativ kleine Kreuz hebt sich von den üblichen Sühne- oder Gedenkkreuzen des 16. Jahrhunderts besonders dadurch hervor, dass es auf der Vorderseite ein Wappenschild in flachem Relief trägt und zudem eine Jahreszahl - 1525 - eingeschlagen sein soll(te).
Das Wappenschild ist noch gut zu erkennen, vom Wappen selbst allerdings nicht mehr allzu viel: Von der Mitte nach links oben könnte sich ein dünner Strich gezogen haben.
Die in der Liste der Baudenkmäler in Bieberehren erwähnte Inschrift 1525 konnte ich nicht mehr erkennen. Die Arme des Querbalkens sind mit ca 10cm sehr kurz.


Um das Kreuz ranken sich diverse Sagen.
Nach Schüßler (1984) (s.u.) soll das Kreuz an den dortigen Tod des Ritters von Geyern erinnern, der seine leibeigenen Bauern hart unterdrückt hätte und ein ungerechter Mensch gewesen wäre. Als (im Mai/Juni) 1525 der Bauernkrieg in der Region seinen kriegerischen Höhepunkt erreicht hatte und der Bauernhaufen hier Richtung Würzburg vorbei zog, sollen sich die hiesigen Bauern angeschlossen haben, um sogleich endlich die Geyerburg am Turmberg zu stürmen und plündern. Da die Frau des verhassten Ritters als gerecht und gut galt, gewährte man ihr freien Abzug. Das, was sie in einer Erdbutte (Werkzeug zum Wiederhochtragen der abgeschwemmten Erde in Weinbergen) tragen konnte, durfte sie dabei mitnehmen. Der Burgherrin gelang es angeblich, heimlich ihren Mann und ihr Lieblingshündchen darin zu verbergen und machte sich so schwer beladen auf den steilen Abstieg hinunter zur Tauber, wo sie sich verstecken wollten. Die Bauern suchten noch lange vergeblich auf der Burg nach dem verhassten Ritter, brandschatzten die Burg und stiegen auch wieder ins Tal hinab. Gerade als der Bauernhaufen im Tal an der Steinach ankam, sprang der Hund bellend aus dem Versteck. Der Ritter war gefunden. Die Bauern schlugen ihn hart, erstachen ihn und nagelten seinen Leichnam mit ihren Spießen an eine Weide am Steinachufer. Dann zogen sie weiter.

Als viele Jahre später die Weide gefällt und zersägt wurde, fand man in ihrem Innern angeblich die Rüstung und die Knochen des Ritters.
(Eine leicht abgeänderte Version dieser Geschichte findet sich auch auf suehnekreuz.deunter dem Titel Der Hund als Verräter.)

Diese Geschichte hat jedoch ein paar Ungereimtheiten:
• Zwar gab es zu jener Zeit noch in der Region ein fränkisches Adelsgeschlecht namens Geyer von Giebelstadt (auch nur Geyer oder Geyern genannt), aber: 1525 war der einzige männliche, schon erwachsene Geyer ein Ritter namens [Florian Geyer]. (Sein Vater war bereits 1492 verstorben und seine beiden Brüder waren zu dem Zeitpunkt auch schon tot.) Florian Geyer jedoch war keinesfalls ein bei den Bauern verhasster und ungerechter Burgherr, im Gegenteil: Er schlug sich entschieden auf die Seite der Bauern, war als deren Berater tätig und übernahm schließlich sogar mit die Führung des taubertäler Bauernhaufens! Aus seinem Vermögen stellte er sogar eine einige hundert Mann starke Kerntruppe des taubertäler Bauernheers auf, den sogenannten Schwarzen Haufen. Falls hier also tatsächlich ein Ritter vom Bauernmob gelyncht wurde, dann sicher nicht Florian Geyer, sondern ein anderer. (Florian Geyer starb übrigens auch noch 1525, allerdings im Gramschatzer Wald bei Würzburg, wo er am 10. Juni von zwei Knechten seines Schwagers ausgeraubt und erstochen wurde.)

• Auf der dem Steinkreuz gegenüber liegenden Uferseite der Steinach wird das Tal wirklich vom in der Geschichte erwähnten Turmberg begrenzt. Jedoch stand auf diesem Berg vermutlich nie eine Burg, sondern eben nur ein Turm. (Wartturm, ca. 15. Jhd.).

• Das Wappen auf dem Steinkreuz ist heute nicht mehr gut zu erkennen. Die noch erkennbaren Teile weisen aber keinerlei Ähnlichkeit mit dem Wappen der Geyer auf.

Kistner (1971) gibt die Geschichte dann auch ein wenig anders weiter und verbindet das Kreuz mit der Burg Klingenstein. (Auf der (heute großteils bewaldeten) Felsnase direkt oberhalb der kleinen Ortschaft Klingen stand einst eine Burg - Burg Klingenstein, von der heute immerhin noch der Burgstall zu sehen ist.)

Die edlen Ritter hier zu Klingenstein
- so nannte sich ein Zweig des Stammes Ehenheim-
verteidigten mit großem Mut ihre einst so stolze Burg,
als sie Händel hatten mit der Reichsstadt Rothenburg.
Conz, der Ältere von Ebenheim
flüchtete an der Tauber in einen Baum hinein.
Dort hat man ihn mit einem Spieß erstochen,
später fand man nur noch seine Rüstung und die Knochen.
(...)
Laut Kistner (1971) wusste ein Alt-Bürgermeister noch zu ergänzen, dass der Ritter sich zusammen mit seinem Hündchen in dem hohlen Baum versteckt hatte und das Hündchen den Ritter schließlich durch Bellen den Bauern verriet.
Doch damit war die Sache noch nicht beendet:
Das war das jähe Ende uns´rer Ritterschaft;
uns´ren Klingern hat dies nicht gepaßt.
Denn nun erschienen deren Geister jenen Leuten,
die sich dieses Schicksals noch erfreuten.
In ihrem Herrenhof, genannt dem Rumplershof,
war fortan der Teufel los.
Hier erschienen Ritter ohne Haupt
und Pferde mit geflochtenen Schwänzen tobten laut.
Dies war im Hofe nicht mehr auszuhalten,
deshalb haben sie den Pfarrer eingeschalten.
Er hat im gebet die Geister angesprochen
und ihnen so die Macht genommen.
Der Geistliche, er handelte ganz klug
und verbannte sie in einen Krug.
Den Krug vergrub man so nach sich´rer Weise
in die Wurzeln einer alten Eiche.
Jetzt kehrte in dem Rumplershofe Ruhe ein-
der Eiche wünschte man ein gut´ Gedeihn.
(...)

Auffallend ist, dass beide Varianten der sich um das Kreuz rankenden Sage einen Hund und einen Baum thematisieren. Auch die Tatsache, dass sich ein Wappen auf dem Kreuz befindet, spricht stark dafür, dass es sich nicht um ein übliches Sühnekreuz, sondern eher um ein Gedenkkreuz (für einen Adligen) handelt. (Evtl. ist dieser aber auch bloss hier in der Steinach ertrunken ...)


Und die eingehauene Jahreszahl 1525 - die ich aber nicht mehr finden konnte - drängt natürlich nahezu den Verdacht auf, dass das Kreuz wegen eines Unglücks errichtet wurde, welches in unmittelbarem Zusammenhang mit dem in jenem Jahr hier wütenden Bauernkrieg gestanden haben sollte.


Verwendete Quellen:
1. Kistner, Hugo. Klingen (Niederstetten: Druckerei Knenlein, 1971).
2. Schüßler, Herbert. Erlebtes Tauberland. Band 1 (Bergatreute: Verlag Wilfried Eppe, 1984).
3. [Liste der Baudenkmäler in Bieberehren](http://de.wikipedia.org/wiki/ListederBaudenkm%C3%A4lerinBieberehren
4. Wikipedia.org: Artikel über Florian Geyer, Geyer von Giebelstadt und Reinsbronn
5. suehnekreuz.de



Eine weitere Variante der Sage findet sich in:

Das Steinkreuz. Mitteilungs-Blätter des Vereins zur Erforschung der Steinkreuze. Jahrgang 5 1937, Heft 1/2


Der Hund als Verräter


Von G. Mayer, Baum b. Miesbach


Von einem aus Giebelstadt in Unterfranken gebürtigen Manne erfuhr ich folgende Sage:
In Giebelstadt sähe man heute noch die Ueberreste der Stammburg des Geschlechts der Edlen v. Geyer, das im 16. Jahrhundert den Tau[b]ergau innehatte. Zur damaligen Zeit habe auch ein Graf v. Geyer, während des Bauernkrieges, auf der Burg bei Bieberehren gesessen. Eines Morgens seien da die aufständischen Bauern in Scharen und auch bewaffnet gegen die Burg gezogen. Alles habe dort noch fest geschlafen und nur durch den Schrei des Wächters: "Die Bauern kommen! Die Bauern!" sei im Schloß alles rebellisch geworden. An eine Gegenwehr sei nicht zu denken gewesen, da der Graf seine Streiter an das fürstliche Heer abgeschickt hatte. Während aber nun die Bauern mit Aexten und Prügeln gegen das Burgtor schlugen, so daß es zu bersten schien, sei die Frau des Grafen, die im Land als menschenfreundliche Herrin bekannt war, an die Burgmauer gekommen und habe die Aufständischen gebeten, nur, was sie in einer Butte tragen könne, retten zu dürfen, was ihr auch durch langes Bitten und Schwören gestattet wurde. Kaum aber habe sie dies getan gehabt, wären die Bauern in die Burg eingedrungen und raubten und plünderten, wobei sie auch den Grafen suchten, den sie aber nicht fanden, da ihn, wie sich später daraufkommen, die Frau des Ritters in ihrer verdeckten Butte hinaustrug. Die Wut und der Haß aber hierauf ließen die Rebellen veranlassen, die Burg in Brand zu setzen und den Ritter zu suchen. Sie zogen in den naheliegenden Wald und unter Flüchen und Verwüschungen hätten sie ihn durch das Gebell seines hervorspringenden Hündchens aus dem Versteck des Ritters gefunden. Unter mörderischem Siegesgeschrei soll er hierauf erschlagen worden sein und als Wahrzeichen dieses Geschehens rage hart an der Mündung des Steinachbaches in die Tauber ein steinernes Kreuz aus dem Boden.
*
Der Sagenerzähler ist ein Oberbayer, das sei zu seiner Entschuldigung gesagt, zudem hörte er diese Sage aus dem Munde eines Dritten. Tatsache ist, daß der Bauernführer Florian Geyer von Giebelstadt bestimmt nicht von den Bauern erschlagen wurde. Wem ist ein anderer Wortleaut der obigen Sage bekannt? Um Mitteilung wird gebeten. Wittmann.







Foto Hendrik Beierstettel
Foto Hendrik Beierstettel
Foto Hendrik Beierstettel
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