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Königshofen 2

Tauberwiesen, Furten, Mehlberg



Tauberfurt unterhalb Königshofen



Tauberfurt unterhalb Königshofen, hier stand später die Königshöfer Tauberbrücke: 

" ... lägerten sich neben Konigshoven an der Tauber gegen Lauden, in mainung, des bunds zu erwarten. als sie aber des bunds und der fursten, so am freitag nach Exaudi, den anderen des Brachmonats [Juni 2], von Ballenberg, da sie, wie obgemelt, uber nacht gelegen, ausgezogen und ytzund bey Sachsenflur komen, inenwurden, ruckten sie hinter Konigshoven die staig hinuf zu dem wartthurn uf dem berg. ..."  Lorenz Fries, Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken



Tauberfurt oberhalb Königshofen

Tauberfurt oberhalb Königshofen, ungefähr heutiger Verlauf der Brücke über die Tauber, Straße von Boxberg herkommend.




Tauber, Ufer- und Wiesenbereich, Mühlbach


"Nach vollendeter sachen und erlangtem sieg zogen die Fürsten, Hauptleut und alles Kriegsvolk uff die Wallstatt mit Freuden und leichtem Gemüt, da bliesen zu den Heerbauken alle Trommeter uf und als die Wallstatt besichtigt worden, zohe das Heer hinab in den Flecken Königshofen, darin lagen die Fürsten und raysigen zum teil, die übrigen außwendig in einem schönen Wiesengrund an der Tauber." Lorenz Fries



Ufer und Wiesenbereich der Tauber, der Umpfer und des Mühlbaches sollen speziell angesprochen werden, da sie am 2. Juni 1525 und zuvor eine durchaus wichtige Rolle hatten. Auch heute noch ist der Uferbereich der Tauber bei Königshofen einmalig und lädt zum Verweilen ein. Beim Bestimmen von Königshofen als Sammlungsort der aufständischen Bauern und Bürger dürfte die Wiesenlandschaft der Tauber weniger eine Rolle gespielt haben, aber für die sich ansammelnden, teilweise sich zurückziehenden Bauern war sie eine sehr willkommene Erholungs-, Erfrischungsmöglichkeit. Die Zelte, Hütten der Bauern wurden in Richtung Lauda aufgebaut, dürften sich aber lang hingezogen haben. Sicherlich hat man sich nur auf der rechten Tauberseite gelagert, um die Tauber als naturbedingtes Hindernis zu nutzen und keinen direkten Zugriff des Bündischen Heeres zu gestatten.


Das Errichten des Lagers in den Tauberwiesen verdeutlicht, dass sich der Bauernhaufen, die Führung desselben, auf eine Übernachtung eingestellt hatte. Und die meisten der Anwesenden werden sich auf eine schöne laue Nacht gefreut haben, einem Zutrinken in brüderlicher / schwesterlicher Gemeinschaft. Es kam anders, ganz anders. Nach der Schlacht, dem Tod vieler Bauern und Bürger war das errichtete Zeltlager besitzlos und wurde von den Landsknechten in Beschlag genommen. Die Landsknechte übernachteten also in den von den Bauern errichten Zelten und Hütten, schliefen in den vorbereiteten Schlafplätzen. Das erbeutete Vieh, dass der Schwäbische Bund unter dem Truchsess mitführte, weidete genüßlich das saftige Grünland im Königshöfer Talbereich ab.



Furt am Oberen Teich in Richtung Unterbalbach


Bereich Furt am Oberen Teich in Richtung Unterbalbach, an der der Bündischen Reiterei es gelang, auf das andere Tauberufer überzusetzen und dann über die Waldschlohe entlang auf die Rückseite des Turmberges zu gelangen. 





 




Aufmarschlager des bündischen Heeres unterhalb des Mehlberges

Blick auf den Turmberg aus Richtung des bündischen Lagers unterhalb des Mehlberges / Umpfertales. Die heutige Kopfbewaldung des Turmberges verhindert den genauen Blick auf die Wagenburg, deren genauen Standort, deren exakten Umfang.





Blick in Richtung Lagerplätze und Aufmarschgelände des bündischen Heeres unterhalb des Mehlberges im Umpfertal. Hier mußten neben 2000 Pferden mit Reitern, ca. 6000 Mann Fußvolk, die Bündische Artillerie mit Büchsenmeister, Pulververbinder, Pulverhüter, Fuhrleuten und Pferden, der Verpflegungstrupp, die Huren, die erbeuteten Mengen an Vieh untergebracht werden. Die Gefangenen. Zusätzlich Hauptmänner, Schreiber des Schwäbischen Bundes, die Bischöfe, die mitzogen, die Offiziere und Mannschaften verbündeter Mächte, Pauker und Trompeter


Erweitert und damit exakter dargestellt das ausgefeilte Organigramm des Heeres des Schwäbischen Bundes:

Oberster Feldhauptmann: Jörg Truchsess
Drei Regimenter: Fußknechte, Reiterei (Reisige), Artillerie
Oberster Fußknechte: Wilhelm von Fürstenberg
Oberster Reiterei: Frohen von Hutten
Oberster Feldzeugmeister (Artillerie): Michael Ott von Echterdingen
Quartiermeister (Organisation Feldlager): Wilhelm von Baldeck / Heinrich Treusch von Beutler
Brandmeister (Verbrennen von Dörfern, Schatzungen, Lösegeld, Beschlagnahme von Vieh): Burkhart Heinrich
Pfennigmeister (Heeresfinanzen): Leonhard Strauss
Profossen (interne Gerichtsbarkeit und Verpflegung
Feldärzte
Trabanten: 25 Leibwächter des Truchsess
Kanzlei: Ein Sekretär, vier Untergeordnete
Kaplan
Vier Trompeter
Drei Furiere
Ein Schmied

(Siehe Peter Blickle, Das Bundesheer - Amtsträger und Zugordnung. In: Peter Blickle: Der Bauernjörg, Feldherr im Bauernkrieg. Georg Truchsess von Waldburg 1488 - 1531. München 2015, S. 147 ff.)


Das Heer des Schwäbischen Bundes bestand zudem aus überstellten Reiterkontingenten von Österreich (Vorderosterreich) unter Ulrich von Helfenstein und Friedrich von Fürstenberg,  Mainz unter Heinz Rüdt, Bamberg unter Christopf von Roderitz, Würzburg unter Ambrosius Geyer, der Kurpfalz / Pfalz unter Ludwig von der Pfalz und Ottheinrich, Bayern, Brandenburg, Hessen, Eichstätt, Augsburg und weiteren Reichsstädten.





Der Bauernjörg - der größte Viehdieb seiner Zeit


Am 11. Februar 1525 suchte der Truchsess, der Bauernjörg, in Mühlhausen (Hegau) abgefallene Bauerndörfer heim. Auf dem Berg über Mühlhausen bezogen die Bauern Stellung. "Georg von Waldburg bereitete daraufhin seine Reisigen auf eine Schlacht vor, andere wurden abgeordnet, das gesamte Vieh des Dorfes wegzutreiben. 250 Stück Groß- und Kleinvieh setzen sich in Richtung Stockach in Bewegung." (Peter Blickle: Der Bauernjörg. 2015, Seite 102 / 103). Das heißt, das Vieh der Bauern wurde systematisch aus den Dörfern vertrieben. Als Drohmittel gegen die Bauern eingesetzt. Der Bauernjörg war ein planvoller Bauernviehdieb. Er setzte den Viehdiebstahl bewußt in seinen Beutezeugen ein. Um die Bauern zu erpressen, vom Abfall abzufallen, als Druckmittel zur alten Ordnung zurück zu kehren. Um aufrührerische Dörfer neben dem Niederbrennen mit dem Raub des Viehs zu bestrafen, zu brandschatzen, um Lösegelder für das entführte Vieh abzukassieren. 


Bei seinen Zügen durch Schwaben und Franken vergrößerte sich seine mitgeführten Beuteviehherden immer mehr. Nicht nur wurden fast wahllos Bauern, des Aufstands beschuldigt, aufgehängt, geköpft, ermordet, Dörfer nieder gebrannt, die riesige bündische Viehherde fraß auch beim Vorbeizug die dörflichen und städtischen Weidenflächen radikal ab. So sehr, dass sich die Reichsstadt Nürnberg, an der die bündische Vieharmee vorbeizog, beim Schwäbischen Bund über die enormen Schäden am städtischen Grünland beschwerte. In der Stadt Nürnberg sperrte man beim Durchzug der Schwäbischen Bundesarmee die Seitenstraßen ab, stellte in diese Kanonen, die in Richtung der durchmarschierenden Söldner zielten, so sehr befürchtete die Reichsstadt Plünderungen. Die Bauern sollten teuer für das vertriebene, weitergetriebene Vieh bezahlen: "Das Vieh, das ihnen Jörg Truchsess von der Weide weggetrieben hatte, wurden ihnen zum Rückkauf angeboten - das Stück um drei Gulden." (Peter Blickle: Der Bauernjörg. 2015, Seite 103)


Mit Weinsberg, das am 21. Mai 1525, vom Schwäbischen Bund eingenommen wurde, verfuhr der bewährte Viehvertreiber Truchsess anders. Er ließ Weinsberg verbrennen mitsamt dem Vieh. Nur der Wein in den ausgemauerten Kellern überlebte den Brand. Die Weinbeute wurde nach Ulm abtransportiert. (Peter Blickle: Der Bauernjörg. 2015, Seite 211). In Weinsberg war dem Viehräuber Georg von Waldburg der symbolische Akt des Verbrennens des Ortes, an dem der Helfensteiner durch die Bauernspieße gejagt worden war, wichtiger. Er wußte ja noch großen Viehbestand im Frankenland auf sein Raubheer zukommen.

Nach dem Einrücken in Würzburg, im Hochstift Würzburg, im Hochstift Bamberg hatte die Brandmeisterabteilung des Schwäbischen Bundesheeres viel zu tun. Jede Menge Vieh in den Städten und Dörfern wurde als Beute dem Heer zugeführt. Immer mehr Soldaten des Heeres verdingten sich eher als Heereshirten, mit dem Weitertreiben des erbeuteten Viehbestandes. (Peter Blickle: Der Bauernjörg. 2015, Seite 243). Es ist vermutbar, dass auch nach der Schlacht vom 2. Juni 1525 in dem von Männern befreiten Ort Königshofen - diese fielen bis auf wenige Mann in der Schlacht auf dem Turmberg - ein Großteil des Viehbestandes zur Beute des Bauernjörgs wurde, dass die große bündische Viehherde, alles Gras und Futterkräuter auf den beweideten saftigen Königshöfer Grünlandwiesen und Allmendeflächen wegfraß.


Das Bündische Heer marodierte bei seinem Zug in den fränkischen Landen immer mehr, das Plündern von Dörfern, das Stehlen von mobiler Habe, von bäuerlichem Vieh, entwickelte sich zum Selbstzweck. Im Bambergischen vertrugen sich der Bauernhaufen und der Bischof längst wieder, löste sich der Bauernhaufen auf. Das Bündische Heer unter dem Oberviehdieb Jörg Truchseß hatte insofern keine ursprüngliche Aufgabe mehr. Und schaffte sich mit zahlreichen Plünderungen zur Selbstbereicherung einen eigenen Existenzgrund. Die Beute verteilte der Truchseß unter der eigenen Gefolgschaft. Städte und Dörfer wurden gleichsam geplündert, die Bauernhauptleute, die die Verhandlungen mit dem Bischof zur Beendigung des Aufstandes führten, ließ dennoch das Schwäbische Bundesheer unter Jörg Truchsess hinrichten. "Nicht nur die Bürgerschaft wurde bestraft, auch auf dem Land wurde geplündert. Große Schaf- und Rinderherden zogen angeblich mit den Landsknechten durch das Land und verfraßen die dörflichen Allmenden, wie die Mesta in Kastilien." (Peter Blickle: Der Bauernjörg. 2015, Seite 253) Peter Blickle stuft deshalb eine moralische Auflösung des Schwäbischen Bundesheeres ein (Peter Blickle: Der Bauernjörg. 2015, Seite 253), da es sich über frisch geschlossene Verträge von Landesherrn mit seinen Untertanen hinwegsetzte. Die Beschwerden über den Truchseß waren infolge groß. Sein unmoralisches Vorgehen, seine immer größer werdenden Viehräubereien brachten den Bauernviehdieb an den Rand der Entlassung durch die Spitze des Schwäbischen Bundes. Auch der enorme Wagenbestand des von ihm geführten Raubheeres vergrößerte sich immer mehr, um die erbeuteten, gestohlenen mobilen Güter abtransportieren zu können. Man könnte heutzutage so einen Heerzug eher für einen großen Flüchtlings- bzw. Migrantentreck halten als für einen geordneten, disziplinmäßig geführten Söldnerhaufen.


Am 9. Juli 1525 erreichte das Schwäbische Bundesheer mit seiner großen und immer größer werdenden Viehherde das Günztal bei Wattenweiler und lagerte dort einige Tage. Das waren für den Bauernviehdieb Georg von Waldburg große Beschlagnahmungstage. Allen nicht huldigenden Dörfern wurde alles Vieh geraubt, Pferde, Ochsen, Rinder, Kühe, Schweine, Ziegen und Schafe. (Peter Blickle: Der Bauernjörg, Seite 274.) 


Der Bauernjörg trieb im Krieg das Vieh der Bauern, trieb die Bauern in den Schlachthof des Krieges, schlachtete die Bauern wie Vieh in den gewaltsamen Auseinandersetzungen (Peter Blickle: Der Bauernjörg. 2015, Seite 374). Der Bauernjörg, der Truchsess von Waldburg, ein elender Bauernschlächter, ein großer Viehdieb und unmoralischer Heereshauptmann.


Nachdem der Truchsess an die Führung des Schwäbischen Bundes seinen Erfolg in der Schlacht vom 2. Juni 1525 bei Königshofen vermeldete, erhielt er unmittelbar die Anweisung, er solle bei seinem Zug durch Franken, durch den Hochstift Würzburg, durch den Hochstift Bamberg als Brandschatzung Geldstrafen von den Untertanen erheben. Die Kasse des Schwäbischen Bundes war leer, es mußte ein großes Heer finanziert werden, von den Mitgliedern des Schwäbischen Bundes flossen wenige Beträge. So sollten die Unkosten des Krieges verstärkt aus aufständischen Regionen selbst beglichen werden. Zur Brandschatzung hatte das Heer eine eigene Abteilung. Es wurde aber zwischen Brandschatzung, die dem Schwäbischen Bund gehörte, und Beute unterschieden, die dem Heer selbst und dem obersten Feldherrn, also dem Truchseß zustand. An der Brandschatzung hatte der Truchseß keinen Anteil. Deshalb hielt er sich an der Beute schadlos. Gerade was die aufständischen Bauern in ihren 12 Artikel mit der Abschaffung des Besthauptes forderten, also die Abgabe des besten Stück Viehs im Todesfall, frönte der Truchsess exzessiv. Er verlangte für sich das Besthaupt aus dem geraubten Vieh! Daraus ergibt sich das Interesse des Truchsesses am verstärkten Raub von Vieh. Je mehr Vieh von den Bauern aus den Dörfern, aus den Städten geraubt wurde, umso mehr Besthauptchancen hatte er, umso mehr gutes Vieh bekam er. Und auch trotz der Aufforderung des Bundeshauptmannes Artzt aus Augsburg mehr Brandschatzungskasse zu machen, antwortete der Truchsess nach Augsburg, dass er weiterhin davon ausgehe, dass von ihm geraubtes Vieh und mobiles Möbilar weiterhin ihm und zur Verteilung im Heer zustände. Er erhielt zur Erhöhung der Brandschatzung die Aufforderung, nun spezielle Rotten einzusetzen, die die Brandschatzung in Franken durchführten. Das Heer selbst sollte nun quasi aus dem "Feindesland", aus dem Land der aufständischen Franken finanziert werden.


Dass der Truchsess sein Selbstverständnis des Viehraubes direkt nach der Schlacht von Königshofen unterstrich, verdeutlicht, dass auch Königshofen viehberaubt wurde, ebenso benachbarte Dörfer, Städte im Taubertal. Widerstand war nicht möglich, die männlichen Einwohner Königshofens bis auf wenige in der Schlacht getötet. Der Viehraub wird sich auch bei der nächsten Schlacht vom 4. Juni 1525 bei Sulzdorf / Ingolstadt wiederholt haben. Sulzdorf, Giebelstadt, Bütthard wurden verbrannt, da wurde sicherlich das vorhandene Vieh dem Heer des Schwäbischen Bundes zugetrieben. Das Besthaupt für den Truchseß selbst. Zugunsten seiner Kasse.


Sicherlich ein für uns Heutige ungewöhnliches Bild. Eine riesige Viehherde folgt einem riesigen Heer mit Reitern, Geschützen, Fußvolk, Verpflegungswagen, Beutewagen. Das räumt auch Blickle ein: "Es übersteigt eigentlich die Fantasie, sich hinter einem Heer Hunderte von Pferden sowie große Rinder- und Schafherden auf dem Weg durch Deutschland vorzustellen. Genau das war der Fall, als das Heer von Bamberg nach Nürnberg zog. 'Hochmut' und 'Ungeschicklichkeit' gegen den Baurn' warfen die Nürnberger ihm vor, es treibe Herden vor sich her, die man den fränkischen Bauern geraubt habe und die jetzt den Nürnberger Bauern die Wiesen und Felder abgefressen und verdorben hätten." (Blickle, Bauernjörg, Seite 244). Aus dem Krieg in der Ukraine kennen wir den ungewöhnlichen Anblick der kilometerlangen russischen Heereskarawane, Panzer, Lastwagen, auf dem beabsichtigten Zug nach Kiew. Das schwäbische Bundesheer war ebenfalls ein kilometerlanger Zug, der sicherlich sich nicht gleichzeitig in Bewegung setzen konnte. Außer er hätte mehrere Strassen, Wege genutzt. Das Raubvieh wurde im Nachtrab des Heeres vorangetrieben. Das Futter für die Raubherde mußte aus bzw. auf dem Land der Aufständischen geholt werden, also auf dem Grünland, den Wiesen. Die Besitzer der Wiesen wurden dabei nicht gefragt, nicht entschädigt. Das ging nebenbei mit. Der Sieger macht das Futter. Für sich selbst, für sein Raubvieh. Im mittelalterlichen Hausbuch zu Waldburg-Wolfegg wird der Viehdiebstahl aus einem Dorf, mit Tötung der Männer und verzweifeltem Kampf der Frauen gegen die Raub- und Mordknechte dargestellt. Das spricht für sich, für die Viehraubpraxis des Truchsesses.


Die Schlachten von Königshofen und Sulzdorf / Ingolstadt änderten das Vorgehen des bündischen Heeres. Die bewaffneten Haufen in Franken waren besiegt, im Hochstift Bamberg wurde ein Vertrag zwischen Aufständischen und Bischof geschlossen. Die militärische Lage war geklärt, es gab in Franken keinen Einsatzort mehr. Bestrafung, Hinrichtung von Äufständischen, Brandschatzung und Beute machen waren nun die Tätigkeiten. Letzteres verstärkt nun ausgeübt durch extra neu aufgestellte Brandschatzungsrotten, um Strafgelder auszuheben, Vieh zu erbeuten. Dabei mißachtete der Truchseß auch geschlossene Verträge wie den im Bamberger Hochstift. Das bündische Heer agierte nun außer Rand und Band, ungebremst, obwohl es keine militärische Aufgabe mehr hatte. Der Viehdiebstahl wurde nun zum Selbstzweck, zum Bereicherungsmittel. Die Viehherde um den Truchsess wurde immer größer, der Truchsess wurde zum Viehtreiber, zum größten Viehdieb seiner Zeit.


Nach der Einnahme von Würzburg und den Verhandlungen mit der Reichsstadt Rothenburg, bei denen der Truchseß auf ein Schuldeingeständnis der Stadt als Mitursacher des Aufstands pochte, zogen der Pfalzgraf über die Grafschaft Wertheim wieder heimwärts, der mainzische Statthalter in den kurmainzischen Oberstift, der Bischof von Trier in sein Bistum, der würzburger Fürstbischof arbeitete an der Wiederhuldigung seines Hochstiftes an ihm und einer entsprechenden Brandschatzung, da kamen 320 000 Gulden zusammen. Auch als Ersatz für die abgebrochenen Schlösser. Der Schwäbische Bund hatte 200 000 Gulden Verbindlichkeiten. Er war auf eine erfolgreiche Brandschatzung in Franken angewiesen. Mit dem Abzug der Fürsten hatte der Schwäbische Bund und sein Feldhauptmann Jörg Truchsess mehr oder weniger freie Hand in der Art der Durchführung von Brandschatzungen und Beuteeinholung. Entsprechend ging der Truchsess auf seiner Brandschatzungsrundreise durch Franken vor. Und sorgte als großer Viehdieb auch für seinen Salär. Selbst Händler, die nach Nürnberg fuhren, wurden nun geplündert. Nichts war mehr vor der Entourage des Truchsesses mehr sicher. Peter Blickle sei gedankt, dass er diese Aspekte des Bundesheereszugs offen gelegt hat. Das war bisher so noch nicht zu lesen.


In dem fast zeitgleich zur Arbeit von Peter Blickle geschriebenen Buch (Gewalt und Gemeinschaft. Kriegsknechte um 1500. 2015) von Stefan Xenakis über die Kriegsknechte um 1500, also auch um die von 1525, die dem Schwäbischen Bundesheer unter dem Truchseß dienten, kommt dieser zu gleichen bzw. ergänzenden Angaben zu den Viehbeutezügen.

"Zwar gibt es Belege für die Versorgung durch  Feldküchen und für Ansprüche auf Nahrungsrationen. Aber diese Versorgung konnte leicht zusammenbrechen. Die beiden Züge des Bundesheeres 1504 und 1525 sind dafür ein gutes Beispiel. Gerade im Bauernkrieg musste das Heer seine Subsistenz zeitweise aus Beutezügen decken," sich zumindest aber auf dem freien Markt oder dem Lagermarkt versorgen. (299 / 300)" Soll heißen, 1525 war die Versorgung der Reisigen, Ritter, Söldner des Bundesheer nicht autonom, nicht generell gegeben, sondern es mußte durch Beutemachen, durch Raub von Vieh, die Versorgung sicher gestellt werden.

Der Truchseß behielt sich dabei Vorrechte am Besthauptbeutemachen vor. Dieser Praxis folgt dann auch der Schwäbische Bund: 

"Während der Belagerung Würzburgs im Bauernkrieg legte die Bundesversammlung am 6. Juni 1525 Sold- und Beuteregelungen fest:
... Der oberste Feldhauptmann erhält aus jeder Beute das besthaupt an Pferden und Vieh, aber keine Anteile aus der fahrenden Habe und der Brandschatzung." (Seite 302 / 303) Damit ist klar, dass der Truchsess besonderen Wert auf die Erbeutung von Vieh legte, da er an der Brandschatzung keine Anteile hatte.

Vielfach wurde das erbeutete Vieh zum Rückkauf durch die Geplünderten angeboten. Vielfach gab es auch eine gegenteilige Praxis.


"Häufig wurde der Rückkauf aber von denjenigen, die das Vieh geplündert hatten, unterbunden. Es gibt Berichte, nach denen die ursprünglichen Besitzer bedroht oder ausgestellte Schutzbriefe, mit denen sie die Unrechtmäßigkeit der  Plünderung belegen wollten, zerrissen wurden. Allerdings gab es ebenso Fälle, in denen Vieh überhaupt nicht verkauft, sondern längere Zeil als Nährungsquelle im Heer mitgeführt wurde. Hieraus ergab sich eine ganz eigene Form der Plünderung. Müllners Annalen der Stadt Nürnberg berichten, wie das Bundesheer auf dem Rückweg von Bamberg das Vieh vor sich her trieb und damit die Felder und Wiesen ohne Unterschied bei Untertanen wie bei Feinden abweidete und  zerstörte."  (306)


Der Schwäbische Bund trieb also durch seine Regelungen von Beute und Brandschatzungen den Truchseß mit in seine unbestrittene Rolle als größter Viehdieb seiner Zeit. Allerdings gibt es für den Zug des hessischen Heeres unter dem Landgraf Philipp nach Thüringen, also Frankenhausen, ähnliche Klagen über Praxis des Beutemachen, des Viehwegtriebs und der Abweidung von Grünland ohne Genehmigung. (Siehe Ludwig Fischer: Die Schlacht unter dem Regenbogen. Frankenhausen, ein Lehrstück aus dem Bauernkrieg. Belege, Berichte und Ansichten. 1975 / 1977, Seite 142 und 143)